2025:
Die LUISE-BÜCHNER-BIBLIOTHEK IM LITERATURHAUS
Nachlese
Im Gedächtnis an den 80. Jahrestag der Kapitulation Deutschlands, durch die der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, fand am 8. Mai im Literaturhaus ein Bibliotheksgespräch statt, bei dem das Team der Luise-Büchner-Bibliothek das wohl einflussreichste Buch der österreichischen Autorin und Friedensaktivistin Bertha von Suttner vorstellte.
Dieser weltweit erfolgreiche Roman gegen den Krieg trug den programmatischen Titel „Die Waffen nieder!“ und wurde erstmals 1889 veröffentlicht. Er ist jedoch heute immer noch – und wieder – so aktuell wie damals.
Bertha von Suttner (1843 -1913) beschreibt in diesem Roman die zerstörerische Wirkung von Kriegen, auch auf das private Leben, indem sie das Schicksal einer Gräfin darstellt, die zwei Ehemänner und einen Sohn in den verschiedenen Kriegen, in die Deutschland verstrickt war, verloren hat.
Die als Mädchen und junge Frau schwärmerisch für das Militär begeisterte Protagonistin kritisiert zunehmend die damals herrschende Glorifizierung des Heldentods und wird zur überzeugten Pazifistin.
Das Buch hatte großen Erfolg vor allem beim weiblichen Publikum. Viele der Leserinnen sahen sich in ihrem Wunsch nach Frieden bestärkt.
Bertha von Suttners Ideen über einen dauerhaften Frieden lösten heftige Diskussionen auch in höchsten Regierungskreisen aus. Der Roman wurde 1914 verfilmt und er wird heute noch gezeigt.
Nach dem Erfolg ihres Buches begann Bertha von Suttner mit ihrer praktischen Arbeit: sie gründete im Oktober 1891 die österreichische Gesellschaft für Friedensfreunde; sie trat als Rednerin beim Internationalen Friedenskongress in Rom auf und wurde 1892 Vizepräsidentin der Internationalen Friedensgesellschaft in Rom.
Für ihren Kampf, Konflikte der Staaten mit friedlichen Mitteln zu lösen, erhielt Bertha von Suttner als erste Frau 1905 den Friedensnobelpreis, den der mit ihr befreundete Industrielle Alfred Nobel zuvor gestiftet hatte.
Bertha von Suttner starb am 21. Juni 1914 im Alter von 71 Jahren in Wien, kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges am 28. Juli 1914.
- Bericht und Fotos von Johanna Bär
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Zum Donnerstag, den 10. April 2025, hatte das Bibliotheksteam der LBG in die „offene Bibliothek“ zum Thema „berühmte Kochbuchautorinnen und ihre Bücher“ eingeladen.

Zunächst bekamen die BesucherInnen die Gelegenheit, sich Kochbücher von verschiedenen Autorinnen anzuschauen, anschließend wurden drei Kochbuchautorinnen und ihre Bücher vorgestellt:
Johanna Friederika Henriette Katharina DAVIDIS (1801-1876), deren „Praktisches Kochbuch“ zu einem der bedeutendsten Kochbücher des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurde und zur Grundausstattung vieler deutscher Haushalte gehörte.
Es enthielt „zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche“ mit leicht nachzukochenden Gerichten, auch mit Zutaten zu erschwinglichen Preisen, wie z.B. Brotsuppe und die Verarbeitung von Rossfleisch. Es richtete sich an Anfängerinnen ebenso wie an gestandene hausfrauen und war gedacht als praktische Anleitung zur selbständigen und sparsamen Führung des Haushaltes.
Interessant auch ihr Kochbuch Puppenköchin Anna, mit dem „kleine liebe Mädchen“ auf die Rolle als Hausfrau vorbereitet werden sollten.
Lina MORGENSTERN (1830 – 1909), auch „Suppenlina“ genannt, initiierte – neben ihrem pädagogischen Engagement für die Erhaltung der Kindergärten – 1866 die Gründung von Volksküchen, um die in Folge des deutsch-österreichischen Krieges verarmte Bevölkerung mit guter Ernährung für wenig Geld zu unterstützen. Das Essen wurde zum Selbstkostenpreis abgegeben.
Sie veröffentlichte ein Buch über die Volksküchen, das später als „Universal-Kochbuch für Gesunde, Kranke und Genesende und erstes Lehrbuch für Kochschulen“ in mehreren Auflagen erschien. In ihm wird die Zubereitung großer Mengen preisgünstiger und gleichzeitig nahrhafter Speisen erläutert.
Des weiteren wurden Bücher mit Kochrezepten zur Heilung vorgestellt und weitere Kochbücher, die sich mit ihren Rezepten an Frauen der Arbeiterklasse wandten, die mit ihren Kochkünsten und wenig Geld die Arbeitskraft ihrer Männer stärken sollten.
Lina WOLFF-KÜCHLER war eine Darmstädter Autorin, deren 1893 veröffentlichtes Kochbuch ebenso den Anspruch hatte, „
Der Untertitel ihres Werkes ist, entsprechend den damaligen Gepflogenheiten, sehr ausführlich und darauf bedacht, die potentiellen Zielgruppen umfassend über die Absichten und Inhalte des Kochbuches zu informieren. Der vollständige Titel lautet:
Um 1900 betrug die Zahl der verkauften Exemplare ihres Kochbuchs 145.000!
Zu den interessanten Vorträgen gab es von den Referentinnen hergestelltes Gebäck, z.B. die schon bekannten Luisenplätzchen und gefüllte Blätterteigtäschchen nach einem Rezept von Henriette Davidis.
Mit Gesprächen bei einem Glas Wein klang die gelungene Veranstaltung aus.

Fotos und Text dieses Beitrages: Johanna Bär
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Am Donnerstag, 20. März 2025 rundete Anke Leonhard den Themenbereich „reisende Darmstädterinnen“ ab mit einem reichlich bebilderten Vortrag über „Milli Baus Autoreise – Unterwegs in der Welt“, der ergänzt wurde durch das Lesen von Passagen aus den Reisebeschreibungen.
Nach den reisenden Darmstädterinnen Landgräfin Karoline nach Russland 1773 und Luise Büchner nach Paris und Caen 1865, die noch mit Kutsche und Bahn unterwegs waren, erzählte Anke Leonhardt (Stadtarchiv) über Milli Baus Autoreise, die sie in ihrem „rollenden Haus“ von 1956-1959 entlang der Seidenstraße führte. Schon während dieser mehrjährigen Reise im umgebauten VW Bus. veröffentlichte Milli Bau ihre Artikel in Illustrierten, schrieb darüber auch in ihren Briefen und fasste 30 Jahre später in ihrem Buch „Unterwegs in der Welt“ Ausschnitte der Reiseerlebnisse zusammen.
Mit ihrer offenen Art und einer gehörigen Portion Abenteuerlust meisterte Milli Bau Begegnungen mit fremden Menschen und Kulturen ebenso wie widrige Umstände und persönliche Rückschläge. All dies bringt sie ihren LeserInnen – und damit auch den ZuhörerInnen des Abends – mit trockenem Humor und einem „weiblichen Blick“ näher und erschließt uns damit eine in Teilen unzugängliche Welt, wie z.B. die unbegleitete und unzensierte Reise durch das für westliche JournalistInnen „verbotene“ China Mao-Tse-Tungs.
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2024:
In unserer Reihe Bibliotheksgespräche, die in diesem Halbjahr unter dem Motto Reiseberichte aus dem 18. & 19. Jahrhundert stand, ließ uns Agnes Schmidt am 7. November an der Russlandreise der Großen Landgräfin Caroline im Jahr 1773 teilhaben. Zusammen mit 3 Töchtern im heiratsfähigen Alter nahm die Landgräfin die beschwerliche Reise ins Zarenreich auf sich in der Erwartung, eine dieser Töchter mit dem Zarewitsch verheiraten zu können. In Briefen an ihre Mutter, die auszugsweise von Christine von Prümmer vorgelesen werden, beschreibt Caroline die Reise und die Verhältnisse, die sie unterwegs und in St. Petersburg vorfand.
Am Donnerstag, den 24. Oktober 2024, nahm die Leiterin der Luise-Büchner-Bibliothek Agnes Schmidt den bundesweiten Tag der Bibliotheken zum Anlass, in informellem Rahmen die Arbeit und das Angebot unserer Bibliothek, die sich der Geschichte der Frauen und der Frauenbewegung widmet, vorzustellen. Das Bild zeigt das Bibliotheksteam mit einer Interessierten Besucherin (von links: Susanne Rupp, Besucherin, Agnes Schmidt, Christine von Prümmer).

Bei dieser Gelegenheit hat Agnes Schmidt auch das von ihr verfasste und anlässlich der Wiedereröffnung der Mathildenhöhe neu aufgelegte „Büchlein“ „Kinder, Küche, Kunst – Frauen auf der Mathildenhöhe“ in einer Präsentation vorgestellt, die großen Anklang fand. Die Resonanz auf diesen „Tag der offenen Tür“ zeigt, dass diese Mischung aus Information, Bücher-Flohmarkt und Gesprächen „ankommt“ und es sich „lohnen“ könnte, auch im nächsten Jahr die Luise-Büchner-Bibliothek am bundesweiten Tag der Bibliotheken in ähnlicher Form zu öffnen.
