LUISE BÜCHNER (1821-1877)

Luise Büchner
Luise Büchner

Luise Büchner gehörte zu den ersten Frauenrechtlerinnen in Deutschland. Sie wurde am 12. Juni 1821 in Darmstadt als Tochter des Arztes Ernst Karl Büchner (1786-1861) und seiner Frau Caroline, geb. Reuß (1791-1858) geboren. Ihr ältester Bruder war der Schriftsteller und Revolutionär Georg Büchner (1813-1837). Auch ihre anderen Geschwister Mathilde (1815-1888), Wilhelm (1816-1892), Ludwig (1824-1899) und Alexander Büchner (1827-1904) traten öffentlich auf. In ihrem 1855 erschienenen Werk Die Frauen und ihr Beruf setzte sie sich für eine gleichwertige Ausbildung von Mädchen und Jungen sowie für eine qualifizierte Berufsausbildung von Frauen ein. Auch forderte sie die Einstellung von Lehrerinnen an Mädchenschulen anstelle von Theologen.

 

‚Weibliche Berufsarten‘ von Luise Büchner
‚Weibliche Berufsarten‘ von Luise Büchner
Markt Darmstadt 1830
Markt Darmstadt 1830
Prinzessin Alice von Hessen und bei Rhein (1843-1878)
Prinzessin Alice von Hessen und bei Rhein (1843-1878)

Zusammen mit Prinzessin Alice von Hessen und bei Rhein (1843-1878) gründete Luise Büchner 1867 mehrere Frauenvereine, die weit über die Grenzen von Hessen-Darmstadt hinaus bekannt wurden. Der Alice-Frauenverein für Krankenpflege bildete Krankenschwestern ohne konfessionelle Bindung aus, und der Verein für Förderung weiblicher Industrie (ab 1872 Alice-Verein für Frauenbildung und -Erwerb) unterhielt eine Verkaufsstelle für Heimarbeiterinnen (Alice-Basar) und gründete 1872 eine Berufsfachschule für Mädchen (heute Alice-Eleonoren-Schule). Seit 1860 bot Luise Büchner in ihrer Wohnung Geschichtsvorlesungen für Mädchen und Frauen an. 1870 war sie Mitbegründerin des Alice-Lyceums, einer Volkshochschule für Frauen, an der namhafte Wissenschaftler geistes- und naturwissenschaftliche Vorträge hielten.

 

Krankenschwestern 1866
Krankenschwestern 1866
Erstes Alice Hospital Achteckiges Haus Darmstadt
Erstes Alice Hospital
Achteckiges Haus Darmstadt

Seit 1869 vertrat Luise Büchner die Alice-Frauenvereine auf überregionalen Konferenzen und berichtete in der Presse regelmäßig über ihre Arbeit. Auf die Initiative von Prinzessin Alice und Luise Büchner fand in Darmstadt 1872 die erste Generalversammlung der Frauenbildungs- und erwerbsvereine (genannt Lette-Verband) statt. 1873 wurde Luise Büchner als erste Frau vom Preussischen Kultusministerium gebeten, ein Gutachten zu Unterrichts- und Erziehungsfragen in der Mädchenschulbildung vorzulegen.

 

Grab von Luise Büchner, Alter Friedhof Darmstadt
Grab von Luise Büchner, Alter Friedhof Darmstadt

Die Darmstädter Frauenrechtlerin starb hochverehrt am 28. November 1877 in ihrer Geburtsstadt. Sie hat ein Ehrengrab auf dem Alten Friedhof.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Luise Büchners Werke (Auswahl):
Die Frauen und ihr Beruf. Ein Buch der weiblichen Erziehung
,
1. Auflage [anonym], Frankfurt am Main 1855
2. verbesserte Auflage, Frankfurt am Main 1856 [Vorwort zur zweiten Auflage mit vollem Namen]
3. Auflage, Hamm 1860
4. vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig 1872
5. Auflage (posthum 1884).

Dichterstimmen aus Heimat und Fremde
. Für Frauen und Jungfrauen ausgewählt von Luise Büchner, Frankfurt am Main 1859.

 

Frauenherz. Gedichte, Berlin 1862.

 

Das Schloß zu Wimmis, Roman, Leipzig 1864.

 

Weihnachtsmärchen, Glogau 1867.

 

Weibliche Betrachtungen über ein weibliches Thema, Darmstadt 1868.

 

Über weibliche Berufsarten, Darmstadt 1871.

 

Clara Dettin. Erzählendes Gedicht, Leipzig 1874.

 

Deutsche Geschichte von 1815 – 1870: Zwanzig Vorträge gehalten in dem Alice-Lyceum zu Darmstadt, Leipzig 1875.

 

Die Frau. Hinterlassene Aufsätze, Abhandlungen und Berichte zur Frauenfrage, Halle 1878.

 

Nachgelassene belletristische und vermischte Schriften, Frankfurt am Main 1878.

 

„Gebildet, ohne gelehrt zu sein“: Essays, Berichte, Briefe von Luise Büchner, ausgewählt und vorgestellt von Margarete Dierks, Darmstädter Schriften, 60, Darmstadt 1991.

 

 

Sekundärliteratur:
„Feder und Wort sind Euch gegeben, so gut wie dem Mann!“: Studien und Briefe zu Luise Büchners Leben und Werk, hrsg. v. Elke Hausberg und Agnes Schmidt, Darmstädter Schriften 85, Darmstadt 2004.

 

Cordelia Scharpf: Luise Büchner: Eine evolutionäre Frauenrechtlerin des 19. Jahrhunderts, Bern u.a. 2013.